Goldenes Wässerchen

Wie zwei Niederbayern mit Wodka den Spirituosenmarkt auf den Kopf stellen wollen

Irgendwann hatten Richard Söldner und Johannes Heindl genug: Wodka aus dem Supermarkt, die Flasche zwischen acht und 15 Euro, schmeckte ihnen längst nicht mehr. Deshalb entschlossen sich die beiden Studenten, selbst das klare Wässerchen – so die Übersetzung aus dem Russischen – herzustellen. Nach einer Entwicklungszeit von eineinhalb Jahren konnten sie dann erstmals „Vodrock“ trinken, einen milden Wodka aus biologischen Zutaten mit feinen Noten von Zitrone, Büffelgras und Bisamkorn.

Nur weil
es hart ist, ist es
nicht unmöglich!

Was als Idee in einer Regensburger Studenten-WG begann, hat sich zu einem respektablen kleinen Unternehmen entwickelt; seit 2013 wird erfolgreich destilliert. Freilich hatten Söldner und Heindl als klassisches Start-up mit den üblichen Problemen zu kämpfen: unsichere Finanzierung, zögerliche Investoren, fehlende Käufer. Alles kein Grund, mit Vodrock nicht Vollgas zu geben. Der studierte BWLer Richard Söldner weiß ziemlich genau, worauf er sich eingelassen hat. Mit Herzblut müsse man bei der Sache sein, sonst werde nichts draus. Und: „Jeder Erfolg hält die Leidenschaft hoch“, wie Söldner sagt. Auf dem hart umkämpften Spirituosenmarkt ist es ein Erfolg, wenn ein großer Einkäufer nach einem Jahr Wartezeit zur Vorstellung einlädt.

Die beiden Jungunternehmer haben sich mit ­ihrer Idee eines hochwertigen Wodkas ganz gegen den Trend ­orientiert. Zwar sind regionale Spirituosen wie ­Whisky vom Schliersee und Gin aus München derzeit extrem ­angesagt und auch wirtschaftlich erfolgreich – die Schwarzwälder Gin-Destillerie Black Forest ­Distillers wurde Anfang des Jahres an den französischen Branchen-Primus Pernod Picard verkauft. Doch Wodka ist selbst in dieser Nische eine Ausnahme. ­„Jeder hat uns gesagt, dass es schwierig wird“, so Richard ­Söldner. „Doch nur weil es hart ist, heißt es nicht, dass es ­unmöglich ist!“

Und die zwei Niederbayern sollten recht behalten. Mit dem Gewinn des goldenen IWSC Award (International Wine and Spirit Competition) zwei Jahre in Folge – 2015 für den weltbesten Wodka für eine „Bloody Mary“ und 2016 für Wodka Tonic – haben sie es jedenfalls der Fachwelt bewiesen. Zwar ändert das nicht sofort etwas an den Absatzzahlen, wie Söldner zugibt. Doch macht es das Produkt glaubwürdiger, seriöser. Akquise bleibt dem Vodrock-Team trotzdem nicht erspart: raus gehen, Klinken putzen, lästig sein. Neben der Wodkaproduktion arbeitet Johannes Heindl als Arzt, Söldner betreibt eine angesagte Bar in der Regensburger Altstadt und ist ­Inhaber einer Beraterfirma im Bereich Corporate ­Finance. Von Dreifachbelastung will er aber nichts hören: „Es fühlt sich nicht nach Arbeit an, ich habe den ganzen Tag Spaß.“

Dass es sich bei Vodrock um einen Bio-Wodka ­handelt, ist den meisten Kunden derzeit noch nicht sonderlich wichtig. Regionalität spielt da schon eine größere Rolle, auch beim Marketing. Eine neue Generation von wertorientierten Konsumenten möchte genau wissen, was sie trinkt und isst und wo es herkommt.

Ich habe
den ganzen
Tag Spaß.

Distilled and bottled in Germany“, darauf legen ­Söldner und Heindl soviel Wert, dass es vorne auf den stylischen Flaschenetiketts steht. Dort könnte auch „made in ­Bavaria“ stehen – Vodrock wird in der Nähe von Passau gebrannt und abgefüllt. Doch die zwei Freunde verfolgen ein klares Ziel: Vodrock soll größer und ­bekannter werden. Und Deutschland als Herkunftsland hat im Ausland einfach mehr Gewicht. „Da kennt halt keiner Niederbayern“, so Richard Söldner trocken. Aber Produktion, Abfüllung und Vermarktung in Deutschland haben natürlich ihren Preis. Knapp 40 Euro muss man für den klaren Schnaps, der aus biozertifiziertem Weizen ­gemacht wird, hinlegen. Richard Söldner ist sich bewusst, dass das kein Schnäppchen ist, aber das widerspräche ja auch der Grundidee von Vodrock. „Was man hier zahlt, ist der Einsatz, den wir täglich für unser Produkt bringen“, sagt Söldner. Er ist stolz auf das Ergebnis, auch weil es sich so gut anfühle, etwas in Händen zu halten, dass man selbst gemacht hat.

Und weil es sich so gut ­anfühlt, soll Vodrock raus aus der Nische und rein ins Rampenlicht – Ende 2016 werden rund 200 Händler Vodrock führen.

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