Anfassen erlaubt

Multitouch-Tools verändern die digitale Erzählweise

Die Zeiten, in denen es als Muss galt, Informationen nüchtern zu kommunizieren, sind bekanntlich vorbei: Gutes Storytelling, ansprechende Designs, unterhaltsame Websites – das alles ist der multimedial verwöhnte User von heute gewohnt. Mit dem allgegenwärtigen Smartphone ist die digitale Kommunikation auch fassbar geworden, und das wortwörtlich. Wischen, drehen, schieben – Bewegungen, die selbst kleine Kinder intuitiv beherrschen. Sogenannte Multitouch-Anwendungen greifen beides auf, neuartigen Content und Gestensteuerung, und verändern so die digitale Erzählweise.

Die technischen Voraussetzungen für Multitouch-Anwendungen sind gering: ein touchfähiger Monitor und ein geeignetes CMS. Zur Erstellung sind grundsätzlich auch keine Programmierkenntnisse nötig. Die Oberfläche der Programme ist in weiten Teilen vorkonfiguriert. Viele Funktionen sind bereits enthalten, wie z. B. Bildergalerien, PDF-Blätterkataloge, Filmintegration, Spiele, Kontaktformulare und ähnliches. Trotzdem sollte man sich bei der Entwicklung und Realisierung der Multitouch-Projekte Profis ins Boot holen. Denn die Ansprüche an Design, Usability, Contentvermittlung und Storytelling sind ähnlich hoch wie bei einer Website.

Das haptische erleben
steht im Vordergrund

Multitouch-Anwendungen bieten keine lineare Informationsvermittlung wie beispielsweise eine PowerPoint-Präsentation. Der User entdeckt vielmehr spielerisch die Inhalte, entscheidet selbst, in welcher Reihenfolge er welche Informationen erhalten will. Die Art der Navigation unterscheidet sich somit deutlich von der einer klassischen Website, der Designer sollte also auch Erfahrung mit Multimedia-Projekten haben. Bei der Entwicklung spielt es außerdem eine Rolle, ob der User angeleitet wird (z. B. auf Messen durch das Sales-Team) oder den Screen selbständig bedient (z. B. am POS), ob die Anwendung auf einem großen Touchscreen oder auf einem kleinen Tablet aufgespielt wird.

„Es ist in jedem Fall sinnvoll, Design- und Contentexperten bei der Erstellung und Umsetzung hinzuzuziehen, um die richtige Tonalität und inhaltliche Dramaturgie zu treffen. Mit PowerPoint hat eine gute Multitouch-Anwendung überhaupt nichts zu tun. Vielmehr steht das haptische und spielerische Erleben von Information im Vordergrund“, so Tobias Schweinitz von der Agentur seitenwind. Sein Team hat im Auftrag der Preh IMA Automation für den Messeauftritt eine komplexe, interaktive 3D-Darstellung von Industrie 4.0-Prozessen entwickelt, die das Kernstück der Multitouch-Anwendung darstellt und auch die ästhetische Grundform bestimmt hat. „Jeder Themenbereich ordnet sich diesem Kernfeature unter und nimmt inhaltlich Bezug. So entstand im Entwicklungsprozess eine ganz eigene Technologiewelt, die sich zwar in Grundzügen an das bestehende PIA-Design hält, aber es mit viel Eigenständigkeit schafft, dem User eine eigene, sehr spielerische Welt zu eröffnen.“ Bereits bestehende Inhalte wurden ebenso integriert wie neue konzipiert. Das Ergebnis: ein harmonischer Messeauftritt, der die Innovationskraft des Maschinenbau-Unternehmens Preh IMA Automation perfekt zum Ausdruck bringt.

Nicht nur für Messen, wo Platz Mangelware und teuer ist, eignet sich das interaktive Medium. Überall dort, wo Informationen ansprechend vermittelt werden sollen, ist eine Multitouch-Anwendung gut aufgehoben: im stationären Handel, bei Schulungen und Seminaren, in Showrooms. Für Unternehmen, die bereits viel Content vorweisen können, sind Multitouch-Anwendungen besonders gut geeignet. Broschüren, Kataloge, Produktdokumentationen, Präsentationen, Filme und Bildergalerien lassen sich meist mit Bordmitteln gut einbinden. Auf dem Multitouch werden sämtliche digitalen Inhalte in fertig vorkonfigurierte Module hochgeladen, bei Bedarf an das eigene Corporate Design angepasst und sind sofort verfügbar.

Inhalte lassen sich wie auf dem Smartphone bedienen:
Skalieren, drehen, bewegen.

Der Nutzen für Unternehmen liegt klar auf der Hand: Leadgenerierung, innovatives Markenimage, Aufmerk- samkeit, Conversion. Und die intensive Beschäftigung der Nutzer mit den Multitouch-Geräten hat einen wei- teren Vorteil: Viele Experten sind der Ansicht, dass sich das Vermitteln von Information nicht allein durch eine Kombination aus Texten, Bildern oder Grafiken lösen lässt, sondern dass dies ein sehr komplexer Prozess ist, der mehrschichtige Strategien verlangt. Das haptische Erlebnis, das bei den Multimedia-Tools hinzukommt, unterstützt und vertieft die Informationsaufnahme und -verarbeitung. Es kommt also mehr Content beim User an. Wenn die Anwendungen dann noch auf einem gro- ßen Touchscreen laufen, wird es spannend, meint Tobi- as Schweinitz von seitenwind. „Gut gemachte Anwen- dungen fühlen sich dann so an, als würde man auf der Kommandobrücke stehen und die Enterprise steuern.“ Und wer wäre nicht gerne einmal Captain Kirk?

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