Ihr Credo lautet „Always work and think wholehearted – with or without serif”. Das klingt nach sehr viel Leidenschaft für Ihre Arbeit. Woher kommt Ihre Liebe zu Schriften?
Wir haben uns im Alter von 14 Jahren auf der Höheren Berufsbildenden Schule für Grafikdesign in Wien kennengelernt. Dort hatten wir einen Professor der uns die Leidenschaft zur Typografie vermittelt hat, Martin Tiefenthaler. Er hat später die Typographische Gesellschaft Österreich gegründet und ist mittlerweile ein guter Freund!
Typejockeys entwerfen Custom Types. Worauf muss man bei der Entwicklung einer individuellen Unternehmensschrift achten? Wie gehen Sie da vor?
Vorteile einer eigenen Hausschrift sind neben „Exklusivität“ und „lizenztechnischer Flexibilität“, die Möglichkeit formal und funktional bestmöglich auf die Bedürfnisse des Kunden einzugehen. Braucht er eine Schrift die ihn klar von der Konkurrenz distanziert? Soll sie Platz sparen? Stärke signalisieren? Muss sie am Handy besonders gut lesbar sein? Welche Sprachen sind besonders wichtig? All das stellt Briefing und Leitfaden für das gesamte Projekt dar, und ist je nach Projekt sehr unterschiedlich. Generell aber folgt nach dem Briefing eine Entwurfsphase. Anhand von ein paar charakteristischen Buchstaben wird das Design präsentiert, später dann zu einem kompletten Schriftsatz, oder auch einer gesamten Schriftfamilie ausgebaut.
Auf Ihrer Website wimmelt es nicht nur von schönen Buchstaben. Sie zeigen auch viele Bilder von ausgebuchten Vortagsräumen. Wovon handeln Ihre Lectures und warum hören Ihnen die Menschen so gerne zu?
Auf das Publikum abgestimmt zeigen wir den Arbeitsprozess diverser Projekte und blicken hinter die Kulissen. Wir versuchen keine reine Portfolio-Show zu präsentieren, sondern auch einen Mehrwert zu liefern. In Ausbildungsstätten oder einem Publikum von Ausbildungs-Abgängern gehen wir häufig auch auf das Thema Selbstständigkeit und erste Schritte ein, plaudern aus dem Nähkästchen über Höhen und Tiefen und versuchen unsere persönlichen Erfahrungen in Tipps zu verpacken.
Woher holen Sie sich Ihre Inspirationen? Die Gefahr ist ja groß, etwas zu kopieren, das es schon gibt.
Inspirationsquellen gibt es überall. Im Alltag, beim Reisen, in Büchern, Ausstellungen, aber auch Begegnungen und Gesprächen.
Wir sammeln und archivieren ununterbrochen: Farbzusammenstellungen, Kompositionen, Formen, Details, Ideen, Gedanken. Die Kombination macht’s: Aus vielen Einzelteilen entsteht dadurch immer etwas Neues. Wir können eh nicht anders, als das Ganze dann in unserer persönlichen „Handschrift“ umzusetzen!
Mit Ihren Schriften werden Inhalte zum Ausdruck gebracht. Gleichzeitig sind sie Gestaltungselemente. Was hat Vorrang – Content oder Design?
Natürlich der Content. Die Schrift kann dem aber eine zweite Ebene verleihen, ihn unterstützen, oder – schlecht gewählt – auch behindern. Wenn es um plakative Gestaltung geht, ermöglicht eine interessante Schrift vielleicht überhaupt erst, dass der Inhalt wahrgenommen wird. Die Schrift ist ein ebenso bedeutendes Gestaltungsmittel wie Farbe, Bild und Komposition!
Jeder hat doch eine Wunschliste von Kunden, für die er gerne mal arbeiten würde. Für welches Unternehmen von Weltrang haben Sie eine neuen Font bereits in der Schublade liegen?
Für BMW und für alle Schokoladenfabriken der Welt.